24.08.2015 - Blutige Schlägerei und schwere Unfälle: DRK Ortsverein Rösrath organisiert bundesweiten Erste Hilfe-Wettbewerb
Der DRK-Ortsverein Rösrath hat einen bundesweiten Erste-Hilfe-Wettbewerb mit 107 Teilnehmern organisiert. Unter realistisch gestalteten Szenerien sammelten die verschiedenen Teams Punkte in der Stadt. Als Gewinner konnten sich die "Painkiller" des JRK Trusetal durchsetzen. Gefolgt vom Jugendrotkreuz Stettfeld und den Schildrettungskröten des JRK Gunzenhausen.
Der sonnige Samstag scheint ein rabenschwarzer Tag für Rösrath zu sein. Eine Frau spürt nach einem Sprung ins Schwimmbecken ihre Beine nicht mehr, bei einem Chinaböller-Unfall reißt ein Finger ab. Gleichzeitig ereignen sich ein tödlicher Unfall am Sülztalplatz, eine Messerstecherei und ein Skiunfall. Doch keine Panik. Schreie, Blut und Wiederbelebung sind Teil eines bundesweiten Erste-Hilfe-Wettbewerbs, den der Ortsverein Rösrath des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) für jugendliche Ersthelfer veranstaltet.
„Hexenverbrennung, Kreuzzüge, Inquisition“ steht auf Lara Wichmanns T-Shirt. Sie gehört zu einer Punker-Gruppe, die sich gerade mit zwei gut situierten Jugendlichen eine Prügelei geliefert hat. Nun krümmt sie sich am Boden. „Akuter Bauch“ lautet die Diagnose. Einer ihrer Kumpel liegt mit einer übel aussehenden Stichverletzung bewusstlos am Boden, der andere brüllt: „Geh doch mit deinen Spießerfreunden Mathe üben!“ Gemeint ist Bryan Sterzenbach, der seine klaffende Kopfwunde für einen Moment ignoriert und zurückbrüllt: „Besser als im Wald zu pennen!“
Die Ersthelfer der „Roten Teufel“ aus Eutin kommen gemäß des Wettkampfkonzepts unvorbereitet in die Szene. Das Team versucht, die Kampfhähne zu beruhigen und die Verletzungen adäquat zu versorgen. Die Vizemeister aus Schleswig-Holstein setzen einen Notruf für den Bewusstlosen ab und entsorgen das blutige Messer, das hinter ihm liegt. Auch für den Eigenschutz gibt es Punkte.
„Ihr hättet besser die Polizei gerufen“, sagt eine Helferin. Doch Lara Wichmann brüllt sie: „Wie denn? Mit der Trommel?“ Mehrere Wochenenden hat die Mimin vom DRK bei einem Schauspieltraining in Bad Münstereifel verbracht. „Da lernt man, wie man sich bei bestimmten Verletzungen verhält, aber auch wie man Stimmungen ausdrückt“, erzählt sie, während sie auf die nächste der 13 Gruppen wartet. Sven Leidheuser setzt derweil die Kopfwunde des „Spießers“ instand. „Irgendwann weiß man, wie es aussehen muss“, sagt er. „Bisswunden, Schnittwunden, Verbrennungen – alles geht.“
Die Ersthelfer des DRK erreichen den simulierten Unfallort und müssen die Situation der Verletzten blitzschnell erfassen.
An der Versöhnungskirche sind auf der „Schwarzen Piste“ ein Ski- und ein Schlittenfahrer zusammengeprallt. 50 Bettlaken haben die Helfer auf dem Hügel drapiert und Felsen aus Pappmaché gebastelt. Die Organisatoren um Leiterin Ingeborg Schmidt haben sich für die 107 Teilnehmern ins Zeug gelegt. 65 Mimen und Schminker und 14 Schiedsrichter sind an den zehn Stationen im Einsatz.
Die Szenen sind realistisch gestaltet. Zum Beispiel das Messer, das gesehen werden muss, oder der Schock eines am Unfall Unbeteiligten, der behandelt werden muss. Wird er das nicht, kippt der Mime um. Beim Badeunfall sind nur Frauen beteiligt, die Türkisch sprechen. „Für den Fall, dass einer der Helfer Türkisch kann, spricht die Mimin Hebräisch“, sagt Verena Sterzenbach von der Ortsgruppe.
Sieben Stunden und 13 Kilometer ist jede Gruppe unterwegs. „Wir sind begeistert von den Mimen und den Ideen, aber auch von der Ortsnähe“, honoriert Alice Schrag, Leiterin der DRK-Jugend in Stettfeld, Baden-Württemberg, die Professionalität, während ein Mitglied ihrer Gruppe sich müht, am Sülztalplatz das verletzte Kind zu versorgen und gleichzeitig einen Gaffer mit Handy zu verjagen. Auch er ist Mime. „Wir haben die Orte bewusst mitten in die Stadt gelegt“, sagt Verena Sterzenbach. „Wir zeigen, was passieren kann und wie wichtig Erste Hilfe ist.“
So bleiben dann auch Passanten verwundert stehen. Einem kommt das Geschehen so real vor, dass er daran gehindert werden muss, über Handy die 112 anzurufen. Als auf dem Sülztalplatz zwei echte Polizisten auftauchen und Fragen zu einem flüchtigen Dieb stellen, ist sich mancher der Anwesenden erst nicht sicher, ob vielleicht auch das zur Aufgabe gehört. Der Ortsverein hat ganze Arbeit geleistet.
Quelle: Kölner Stadtanzeiger, 24.08.2015