20.01.2015 - Projekttag „Tod und Sterben – Kein Thema für Jugendliche!?“
Schüler des Albertus Magnus-Gymnasiums setzen sich in Workshops und Podiumsdiskussionen mit den Theman Sterben, Tod und Trauer auseinander.
Stephanie Witt-Loers, Kinder- und Familientrauerbegleiterin, Dozentin und Autorin vieler Fachbücher sowie Projektleiterin des DRK-Projektes "Leben mit dem Tod" ist sich sicher: Die Schule sollte Raum bieten für wichtige Lebensfragen wie Sterben, Tod und Trauer. Auch in der Schule sind Kinder, Jugendliche und Erwachsene immer wieder mit diesen Themen konfrontiert und nicht nur dann, wenn ein Lehrer oder Mitschüler stirbt, denn immer wieder trauern Mitglieder der Schulgemeinschaft, Schüler wie Lehrer, um einen nahestehenden Menschen aus ihrem persönlichen Umfeld.
Damit Betroffene im prägenden Lebensraum Schule mit dem Tod eines nahestehenden Menschen und den daraus entstandenen Konsequenzen zurechtkommen, dürfen Schulen sich diesem Themenkomplex nicht verschließen.
Das AMG hat jetzt mit dem Projekttag "Tod und Sterben - Kein Thema für Jugendliche!?" für die Jahrgangsstufe 9 seinen Schülern, Eltern und den Lehrern gezeigt, dass diese Themen in ihrer Schule Raum einnehmen dürfen. Zugleich unterstützt die Schule in akuten Fällen in vielerlei Hinsicht. So bieten in Krisenintervention ausgebildete Lehrer Gespräche, helfen dabei praktische Hilfen auf den Weg zu bringen oder informieren über weiterführende vertrauliche Begleitmöglichkeiten in der schweren Lebenszeit. "Unterstützung aus dem Lebensumfeld ist eine sehr wichtige Ressource in der Trauer" sagt Stephanie Witt-Loers, Trauerbegleiterin, Fachautorin und Projektleiterin des Projekts "Leben mit dem Tod". In ihrem Institut werden in Kooperation mit dem DRK trauernde Kinder, Jugendliche und deren Familien in ihrer schweren Situation einzeln oder in Gruppen begleitet. Auch vor dem bevorstehenden Tod, nach der Diagnose einer lebensverkürzenden Erkrankung ist die Trauerbegleiterin und ihr Team für Betroffene da. Zudem finden Schulen und Kindergärten in akuten Fällen sowie bei präventiven Projekten Unterstützung. "Trauernde Kinder und Jugendliche sollten akut und langfristig Beistand von Menschen aus ihrem sozialen Umfeld erhalten und nicht durch negative Erfahrungen, die sie dort erleben, zusätzlich belastet werden", so die Autorin Witt-Loers. Gerade deshalb ist ein solches Schulprojekt wichtig, denn leider haben viele trauernde Kinder und Jugendliche zusätzlich zum erlebten Verlust unter dem Verhalten ihrer Mitschüler und Lehrer zu leiden. Nicht immer ist dies böse Absicht. Viele Reaktionen, die Trauernde als verletzend empfinden, entstehen durch Unsicherheit und Hilflosigkeit, denn viele Menschen wissen oft nicht, wie sie mit einem Trauernden umgehen sollen.
Was in einer solch schweren Situation gut tut und was vielleicht eher nicht, konnten die rund 100 Schüler des AMG an dem Projekttag miteinander erarbeiten. Hierzu wurden Collagen zu "Go's and No go's" entworfen. Aber nicht nur dazu machten die Schüler sich Gedanken. Sie reflektierten eigene Verluste, entzündeten an einer Lebensspirale ein Licht für diese persönliche Verlusterfahrung und kamen darüber miteinander ins Gespräch.
Bei der Durchführung des Projekttages, der von Stephanie Witt-Loers in Kooperation mit Dirk Blümke, Leiter der Fachstelle für Hospizarbeit des Generalsekretariates der Malteser, erarbeitet wurde, wurde sensibel darauf geachtet, Schülerinnen und Schüler nicht zu überfordern. Deshalb bestand begleitend Gelegenheit zu Einzelgesprächen auch die Möglichkeit sich über weitergehende Angebote zu informieren.
Neben vielen Informationen, die von den Mitarbeitern der verschiedenen Einrichtungen zu Trauer, Trauerreaktionen, zu Sterbeprozessen und Tod gegeben wurden waren wohl die geladenen Gäste der "Talkrunde" ein wesentlicher Bestandteil des gelungenen Projekttages, den die Schule auf Grund der positiven Resonanz der Schüler in Zukunft gerne in regelmäßigen Abständen anbieten würde. Die betroffenen Jugendlichen, Niklas, Lisa, Nati, Timothey und Hannah, bewiesen großen Mut sich den 100 Jugendlichen Schülern zu einem so persönlichen Thema zu stellen. Den Jugendlichen, die seit einiger Zeit im Institut Dellanima begleitet. werden, war es wichtig anderen Betroffenen Mut zu machen auf Unterstützung zurückzugreifen und vor allem auf einen sensibleren Umgang mit trauernden Menschen aufmerksam zu machen. Ihre sehr persönlichen Aussagen über ihre schmerzhaften aber auch tröstlichen Erfahrungen im Zusammenhang mit dem erlebten Tod eines nahestehenden Menschen waren sicherlich für alle anwesenden Schüler und Lehrer sehr berührend.
Insgesamt konnten die Jugendlichen im Hinblick auf den Umgang mit Verlust an diesem Projekttag viel voneinander lernen. Deshalb ist es gut, dass Schule nicht allein als Ort der Wissensvermittlung, sondern auch als Ort erfahren werden konnte, in welchem die Bedeutung von Gemeinschaft und Solidarität sowie den Umgang mit Trauer und Leid vermittelt wurde.