09.07.2015 - DRK fordert humanitäre Lösungen und Einhaltung von Standards für Flüchtlinge
Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks gibt es zurzeit weltweit mehr als 51 Millionen Flüchtlinge, Asylsuchende und Binnenvertriebene - so viele wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. 33 Millionen sind im eigenen Land auf der Flucht, etwa 17 Millionen sind in andere Länder geflohen. Besonders betroffen sind derzeit die Nachbarländer Syriens. Großen Belastungen sind auch Jordanien und die Türkei ausgesetzt: In Jordanien rechnet die UN mit einer Million Flüchtlinge - neben den gut sechs Millionen Einwohnern am Ende dieses Jahres. In der Türkei sind laut UN derzeit mehr als 1,6 Millionen Flüchtlinge untergekommen. Mehr als 400.000 Flüchtlinge werden 2015 in Deutschland erwartet. Davon werden nach neusten Prognosen rund 100.000 in NRW untergebracht.
Drahtseilakt der Hilfe - Zelte dürfen nur absolute Notlösung sein
"Als Wohlfahrtsverband und Hilfsorganisation befinden wir uns in einer äußerst schwierigen Situation angesichts der hilfesuchenden Menschen in Not und ihrer Unterbringungsform. Die Aufnahme und Unterbringung von Asylsuchenden in NRW erfolgt zurzeit vielerorts unter Bedingungen, die für uns schwer akzeptierbar sind. Aufnahmeeinrichtungen sind überbelegt. Notunterkünfte werden zur Regel und das Personal ist überfordert", erklärt Stefanie Kutschker, Pressesprecherin des DRK-Landesverbandes Nordrhein e.V.. Handelnde Akteure müssen häufig auf Zelte, Container oder andere zum Wohnen nicht geeignete Lösungen zurück greifen. "Die Unterbringung von geflüchteten Menschen in Zelten kann nur eine Notlösung in absoluter Notsituation darstellen, die auf keinem Fall als eine reguläre Form der Unterbringung genutzt werden darf", sagt Stefanie Kutschker.
Mindeststandards für die Aufnahme, Versorgung und Unterbringung von Flüchtlingen in NRW
Für den Betrieb von Aufnahmeeinrichtungen und die Betreuung von Asylbewerbern sind Mindeststandards erarbeitet worden, deren Einhaltung das Rote Kreuz fordert. "Die menschenwürdige Unterbringung von Flüchtlingen beinhaltet aus unserer Sicht insbesondere die Berücksichtigung ihres Rechts auf Intimsphäre, die Einhaltung von Hygiene- und Versorgungsstandards, die notwendige medizinische und psychologische Versorgung, die Beachtung der Bedürfnissen von Flüchtlingskindern und besonders Schutzbedürftigen und darüber hinaus die Beachtung von individuellen persönlichen Merkmalen wie Geschlecht, Herkunft und Religionszugehörigkeit", erklärt die Rotkreuzsprecherin.
Grundsätzlich ist das Rote Kreuz der Auffassung, dass Flüchtlinge so schnell wie möglich eigene Wohnräume benötigen. Falls Gemeinschaftsunterkünfte notwendig sind, sollten Voraussetzungen für eine menschenwürdige Unterbringung geschaffen werden. Um genügend Puffer vor einer Überleitung in eine kommunale Unterbringung zu schaffen, ist laut dem Roten Kreuz ein zeitnaher Ausbau der Zentralen Unterbringungseinheiten unabdingbar.